Eine Therapie mit Neupogen sollte nur in Zusammenarbeit mit einem onkologischen Zentrum durchgeführt werden, das Erfahrung in der Therapie mit Granulozyten-koloniestimulierenden Faktoren (G-CSF) und in der Hämatologie besitzt sowie über entsprechende diagnostische Möglichkeiten verfügt. Die Mobilisierung und die Apherese-Verfahren sollten in Zusammenarbeit mit einem hämatologisch-onkologischen Zentrum erfolgen, das über angemessene Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt und in dem eine entsprechende Überwachung der hämatopoetischen Vorläuferzellen korrekt durchgeführt werden kann.
Konventionelle zytotoxische Chemotherapie
Dosierung
Die empfohlene Dosis von Neupogen beträgt 0,5 Mio.E. (5 μg) pro kg Körpergewicht (KG) pro Tag. Die erste Behandlung mit Neupogen sollte mindestens 24 Stunden nach Anwendung einer zytotoxischen Chemotherapie begonnen werden. In randomisierten klinischen Studien wurde eine subkutane Dosis von 230 μg/m2 Körperoberfläche pro Tag (4,0 bis 8,4 μg/kg KG/Tag) angewendet.
Die tägliche Therapie mit Neupogen sollte so lange erfolgen, bis die Anzahl der neutrophilen Granulozyten nach dem tiefsten Absinken der Werte (Nadir) wieder den normalen Bereich erreicht hat. Nach konventioneller Chemotherapie solider Tumore, Lymphome und lymphatischer Leukämien kann mit einer Behandlungsdauer von bis zu 14 Tagen bis zum Erreichen dieser Kriterien gerechnet werden. Nach Induktions- und Konsolidierungstherapie einer akuten myeloischen Leukämie kann die Behandlungsdauer erheblich länger sein (bis zu 38 Tage), abhängig von der Art, der Dosierung und dem Behandlungsplan der verwendeten zytotoxischen Chemotherapie.
Bei Patienten, die eine zytotoxische Chemotherapie erhalten, wird eine vorübergehende Steigerung der Anzahl neutrophiler Granulozyten typischerweise 1 bis 2 Tage nach Beginn der Neupogen-Behandlung beobachtet. Zur Erzielung eines anhaltenden Therapieerfolges sollte Neupogen jedoch nicht abgesetzt werden, bevor der nach einer Chemotherapie zu erwartende Nadir überwunden ist und die Anzahl der neutrophilen Granulozyten wieder im normalen Bereich liegt. Ein vorzeitiger Abbruch der Behandlung mit Neupogen, d. h. noch vor Erreichen des zu erwartenden Neutrophilen-Nadirs, wird nicht empfohlen.
Art der Anwendung
Neupogen wird als tägliche subkutane Injektion oder als tägliche intravenöse Infusion über 30 Minuten nach Verdünnen mit 5%iger Glucose-Lösung angewendet (siehe Abschnitt 6.6). Die subkutane Applikation ist in den meisten Fällen vorzuziehen. Eine Studie, in der Einzeldosen angewendet wurden, ergab Hinweise auf eine kürzere Wirkdauer bei intravenöser Applikation. Die klinische Relevanz dieser Erkenntnis für die Mehrfachdosierung ist jedoch nicht geklärt. Die Applikationsart sollte entsprechend der individuellen klinischen Situation gewählt werden.
Bei Patienten mit myeloablativer Behandlung und anschließender Knochenmarktransplantation
Dosierung
Die empfohlene Anfangsdosis von Neupogen beträgt 1,0 Mio.E. (10 μg)/kg KG/Tag. Die erste Behandlung mit Neupogen sollte mindestens 24 Stunden nach Anwendung der zytotoxischen Chemotherapie und mindestens 24 Stunden nach der Knochenmarktransplantation erfolgen.
Nachdem die Anzahl der neutrophilen Granulozyten den Nadir durchschritten hat, sollte die Tagesgabe von Neupogen den Veränderungen im Blutbild wie folgt angepasst werden:
Anzahl neutrophiler Granulozyten | Neupogen-Dosis- anpassung |
> 1,0 × 109/l an 3 aufeinander- folgenden Tagen | Dosisreduktion auf 0,5 Mio.E. (5 μg)/kg KG/Tag |
Falls die Anzahl neutrophiler Granu- lozyten 3 weitere aufeinanderfolgende Tage > 1,0 × 109/l bleibt | Neupogen absetzen |
Falls die Anzahl der neutrophilen Granulo- zyten im Verlauf der Behandlung wieder unter 1,0 × 109/l abfällt, sollte die Dosis von Neupogen wieder entsprechend den oben angegebenen Schritten erhöht werden. |
Art der AnwendungNeupogen wird als intravenöse Infusion über 30 Minuten oder 24 Stunden oder als subkutane Dauerinfusion über 24 Stunden jeweils nach Verdünnen in 20 ml mit 5%iger Glucose-Lösung angewendet (siehe Abschnitt 6.6).
Zur Mobilisierung peripherer Blutvorläuferzellen (PBPC) bei Patienten, die sich einer myelosuppressiven oder myeloablativen Therapie mit nachfolgender Transplantation autologer peripherer Blutvorläuferzellen unterziehenDosierungDie empfohlene Dosis von Neupogen als Monotherapie zur Mobilisierung der peripheren Blutvorläuferzellen beträgt 1,0 Mio.E. (10 μg)/kg KG/Tag an 5 bis 7 aufeinanderfolgenden Tagen. Zeitpunkt der Leukapherese: Meist sind ein oder zwei Leukapheresen an den Tagen 5 und 6 ausreichend. Unter Umständen kann die Durchführung zusätzlicher Leukapheresen notwendig sein. Die Behandlung mit Neupogen sollte bis zur letzten Leukapherese beibehalten werden.
Die empfohlene Dosis von Neupogen zur Mobilisierung der peripheren Blutvorläuferzellen nach vorangegangener myelosuppressiver Chemotherapie beträgt 0,5 Mio.E. (5 μg)/kg KG/Tag. Hierbei sollte die Behandlung am ersten Tag nach Abschluss der Chemotherapie beginnen und so lange fortgesetzt werden, bis der zu erwartende Nadir durchschritten ist und die Anzahl der Neutrophilen wieder im normalen Bereich liegt. Leukapheresen sollten während der Phase vorgenommen werden, in der die Gesamtanzahl neutrophiler Granulozyten von <0,5×10
9/l auf >5,0×10
9/l ansteigt. Bei Patienten, die keine extensive Chemotherapie erhalten haben, ist eine einzelne Leukapherese oft ausreichend. Unter Umständen wird die Durchführung zusätzlicher Leukapheresen empfohlen.
Art der AnwendungNeupogen zur alleinigen PBPC-Mobilisierung:
Neupogen kann als subkutane Dauerinfusion über 24 Stunden oder als subkutane Injektion angewendet werden. Für Infusionen sollte Neupogen in 20 ml 5%iger Glucose-Lösung verdünnt werden (siehe Abschnitt 6.6).
Neupogen zur PBPC-Mobilisierung nach myelosuppressiver Chemotherapie:
Neupogen sollte als subkutane Injektion angewendet werden.
Zur Mobilisierung peripherer Blutvorläuferzellen bei gesunden Spendern vor allogener BlutstammzelltransplantationDosierungZur PBPC-Mobilisierung bei gesunden Spendern sollte Neupogen in einer Dosis von 1,0 Mio.E. (10 μg)/kg KG/Tag an 4 bis 5 aufeinanderfolgenden Tagen angewendet werden. Die Leukapherese sollte an Tag 5 begonnen werden und – wenn notwendig – bis Tag 6 fortgeführt werden, um 4 × 10
6 CD34
+-Zellen pro kg KG des Empfängers zu gewinnen.
Art der AnwendungNeupogen sollte als subkutane Injektion angewendet werden.
Bei Patienten mit schwerer chronischer Neutropenie (SCN)DosierungKongenitale Neutropenie: Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 1,2 Mio.E. (12 μg)/kg KG/Tag als Einzeldosis oder in mehreren Dosen.
Idiopathische oder zyklische Neutropenie: Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 0,5 Mio.E. (5 μg)/kg KG/Tag als Einzeldosis oder in mehreren Dosen.
Einstellung der Dosis: Neupogen sollte mittels subkutaner Injektion täglich so lange angewendet werden, bis die Zahl der neutrophilen Granulozyten einen Wert von > 1,5 × 10
9/l erreicht hat und auf diesem Niveau gehalten werden kann. Nach Erreichen dieser Neutrophilenzahl sollte die erforderliche minimale Erhaltungsdosis ermittelt werden. Die tägliche Anwendung über längere Zeit ist erforderlich, um eine adäquate Anzahl der Neutrophilen aufrechtzuerhalten. Nach ein- bis zweiwöchiger Behandlung kann die Anfangsdosis verdoppelt oder halbiert werden, je nach Ansprechen des Patienten. Später kann die Dosis alle 1 bis 2 Wochen individuell angepasst werden, um die Anzahl der neutrophilen Granulozyten zwischen 1,5 × 10
9/l und 10×10
9/l zu halten. Eine schnellere Dosisanpassung kann bei Patienten mit schweren Infektionen erwogen werden. In klinischen Studien sprachen 97 % der Patienten auf Dosen bis einschließlich 24 μg/kg KG/Tag vollständig an. Die Sicherheit einer Neupogen-Langzeitbehandlung von Patienten mit SCN mit Dosen über 24 μg/kg KG/Tag ist nicht geklärt.
Art der AnwendungKongenitale, idiopathische oder zyklische Neutropenie: Neupogen sollte als subkutane Injektion angewendet werden.
Bei Patienten mit HIV-InfektionDosierungZur Behandlung einer bestehenden Neutropenie:
Die empfohlene Anfangsdosis von Neupogen beträgt 0,1 Mio.E. (1 μg)/kg KG/Tag. Bis ein normaler Neutrophilenwert (Gesamtanzahl neutrophiler Granulozyten > 2,0 × 10
9/l) erreicht ist und auf diesem Niveau gehalten werden kann, ist die Dosis schrittweise auf bis zu maximal 0,4 Mio.E. (4 μg)/kg KG/Tag zu erhöhen. In klinischen Studien sprachen mehr als 90 % der Patienten auf diese Dosierung an und erreichten im Median innerhalb von 2 Tagen einen Rückgang der Neutropenie.
Bei einer kleinen Patientengruppe (weniger als 10 %) waren Dosen von bis zu 1,0 Mio.E. (10 μg)/kg KG/Tag erforderlich, um einen Rückgang der Neutropenie zu erreichen.
Zur Erhaltung normaler Neutrophilenwerte:
Nach Rückgang der Neutropenie sollte die erforderliche minimale Erhaltungsdosis für einen normalen Neutrophilenwert ermittelt werden. Initial wird eine Dosisanpassung auf eine Gabe von 30 Mio.E. (300 μg)/Tag an jedem 2. Tag empfohlen. Um den Neutrophilenwert > 2,0 × 10
9/l zu halten, können weitere Dosisanpassungen in Abhängigkeit von der Gesamtanzahl der neutrophilen Granulozyten des Patienten notwendig sein. In klinischen Studien war eine Dosierung von je 30 Mio.E. (300 μg)/Tag an 1 bis 7 Tagen pro Woche erforderlich, um eine Gesamtanzahl neutrophiler Granulozyten von > 2,0 × 10
9/l beizubehalten, wobei die mediane Dosierungsfrequenz 3 Tage pro Woche betrug. Zur Erhaltung einer Gesamtanzahl neutrophiler Granulozyten von > 2,0 × 10
9/l kann eine Langzeitanwendung erforderlich sein.
Art der AnwendungZum Erreichen des Rückgangs einer bestehenden Neutropenie oder zur Erhaltung normaler Neutrophilenwerte: Neupogen sollte als subkutane Injektion angewendet werden.
Ältere PatientenIn klinischen Prüfungen mit Neupogen wurde eine geringe Anzahl älterer Patienten eingeschlossen. Darüber hinaus wurden keine speziellen Studien für diese Patientenpopulation durchgeführt. Aus diesem Grund können keine speziellen Dosierungsempfehlungen für diese Patienten gegeben werden.
Patienten mit NierenfunktionsstörungStudien mit Neupogen bei Patienten mit schweren Einschränkungen der Nieren- oder Leberfunktion haben gezeigt, dass sich das pharmakokinetische und pharmakodynamische Profil kaum von dem bei Gesunden unterscheidet. Eine Dosisanpassung ist daher bei diesen Patienten nicht erforderlich.
Anwendung bei pädiatrischen Patienten mit SCN oder mit malignen ErkrankungenFünfundsechzig Prozent der im Rahmen von klinischen Studien zu SCN behandelten Patienten waren jünger als 18 Jahre. Die Wirksamkeit für diese Altersgruppe, die meist Patienten mit kongenitaler Neutropenie umfasste, wurde belegt. Für pädiatrische Patienten, die wegen SCN behandelt wurden, ergaben sich keine Unterschiede im Sicherheitsprofil.
Daten aus klinischen Studien mit pädiatrischen Patienten zeigen, dass die Sicherheit und Wirksamkeit von Neupogen bei Erwachsenen und bei Kindern, die eine zytotoxische Chemotherapie erhalten, vergleichbar sind.
Die Dosierungsempfehlungen für pädiatrische Patienten sind dieselben wie für Erwachsene, die eine myelosuppressive zytotoxische Chemotherapie erhalten.